BIOGRAPHIE

INITIATION // Mit acht oder neun Jahren entdeckte ich die Halb-Resonanz-Gitarre meines Vaters hinter der Schlafzimmertür meiner Eltern. Mit ihr war er auf der Welle der 60er durch die Live-Clubs in Berchtesgaden, Reichenhall und Rosenheim gesurft, auch wenn man das damals nicht so genannt hätte. Obwohl: California Surfing… In einem dieser Clubs haben sich meine Eltern – wie viele damals – über die Musik kennen und lieben gelernt. So war das Schlafzimmer meiner Eltern intuitiv der richtige Ort, um auch für mich eine neue Liebe zu besiegeln. Tastend fuhren meine Finger über den Hals der alten Framus bis sie eine Melodie entdeckten, die ich irgendwo her kannte. Das Holz fing unter meinen Händen an mit mir zu sprechen und es wusste von einer anderen, schönen, fremden und doch vertrauten Welt zu erzählen, die für mich noch unter Schleiern lag.

LEHRJAHRE // Mit Zehn bekam ich Unterricht in E-Gitarre, ganz stolz nicht erst den Weg über die klassische Gitarre gehen zu müssen, sondern gleich richtig ins „Rockgeschäft“ einsteigen zu können. Mein erster Lehrer war aus der DDR. Er war noch über die Mauer in den Westen gekommen. Skeptisch musterte er mein Instrument als ich es ohne Tasche unter dem Arm mit in die erste Stunde brachte. „Nein, damit kann man nicht spielen“, überraschte er mich. Offenbar hatte er hier – im „Westen“ – nicht mit einem Jungen gerechnet, der auf so einer alten Gitarre mit unspielbarer Seitenlage sein Glück versuchen wollte. Als er mir später die Noten von „Wings of Change“ notierte, hatte ich längst meine eigene, moderne E-Gitarre. Von jetzt an rockte ich auf einer „echten“ E-Gitarre, mit gefährlich gebogener Halsplatte aber „humaner“ Seitenlage. Es sollte nicht die letzte Gitarre in meinem Set bleiben. Aber die erste ist das bekanntlich nie.

BRÜDERJAHRE // Als mein Bruder zwei Jahre später Schlagzeug und Unterricht dazu bekam weil er es einfach nicht lassen konnte unsere Mahlzeiten mit allem, was er an Geschirr zu fassen bekam, rhythmisch zu untermalen, waren die Nachmittage neu besetzt. Geübt wurde selbstverständlich nicht das, was unsere Lehrer uns aufgegeben hatten. Gespielt wurde, was Arme, Beine, Finger und Verstärker hergaben. Ein Proberaum im Elternhaus war für uns damals kein Luxus, sondern Teil unseres ganz normalen Familienlebens. Ein Geschenk, das wir erst Jahre später zu schätzen lernten. Und die alte Framus bekam endlich wieder ihren Platz neben Verstärkern und Mischpult. Und ab und zu spielten wir zu dritt. Mein Bruder, mein Vater und ich.

JUGENDJAHRE // Mit Vierzehn standen wir zum ersten Mal mit eigener Band und eigenen Songs auf der Bühne, spielten öffentlich Konzerte, die gut besucht und über die Region hinaus beliebt waren. Anfangs waren die Texte noch Mundart und die erste Band trug ganz einfach den Namen unserer Katze: „Snoopy“. Ein bisschen was vom „Hang on Sloppy“-Geist der 60er-Jahre war der Musik also geblieben, wenn auch nur im Anklang des Namens. Unter Einfluss der Pubertät und den ersten „CDs“ (sic!) deutscher Rockbands entwickelte sich dann immer mehr der Drang zu hochsprachigen Texten. Und als unsere Mutter sah, wie wir in all unseren jugendlichen Abgrenzungsversuchen auch um eine Abgrenzung zur ersten Bandphase kämpften, fiel ihr spontan ein neuer Name für die Band ein. Stilecht, beim Bügeln während wir im Keller nebenan probten. SPONTAN.

SÄNGERJAHRE // Mit Sechzehn kam ich in den Genuss einer klassischen Gesangsausbildung, um meine Stimme besser für die häufiger werdenden Konzerte zu rüsten. Bis heute ist unbewusst ein Teil dieser Ausbildung in meiner Stimme geblieben, in den langen, kräftigen Tönen, die sich wie von selbst in der Luft halten. Dabei war es nie mein Ziel „besser“ singen zu können, sondern meine Stimme einfach nicht durch exzessive Bühnen-Shows zu verlieren. Denn das Singen wollte ich auf gar keinen Fall mehr missen. Gitarre und Gesang waren in meiner Musik längst zu einem Paar geworden und sind es bis heute geblieben.

HÄRTERE JAHRE // Die Zeit der Neuen Deutschen Härte ums Millenium ist auch an uns nicht spurlos vorbeigezogen. Und so rockten wir mit HERTZBLUT und unserem deutschem Hardrock „made im Chiemgau“ von der Alte Saline in Bad Reichenhall bis rauf zur Markthalle in Hamburg über die Bühnen der Republik. Diese Jahre waren die eigentlichen Lehrjahre unserer Bühnenarbeit, begleitet von einem strengen Dresscode, Schminke, klaren Ansagen und Pyroeffekten.

LEISERE JAHRE // Als wir fünf Jahre später erwachsener und die Töne in uns etwas ruhiger wurden, löste sich die Band auf und ich fand immer drängender meinen Weg zur Acoustic-Gitarre. Das Songwriting bekam seinen Platz näher am Holz, ohne Effekte und ohne große Bühnenshows. Mit dr. phil & phil & friends machten wir mit unserem Ethno-Folk-Rock noch einmal einen Ausflug in englischsprachige Songs und fanden Freude an so ungewöhnlichen Besetzungen wie mit Darbuka, Zither und Didgeridoo.

AUSGEZEICHNETE JAHRE // Als ich 2013 als Solokünstler von der Deutschen Popstiftung als bester Deutscher Singer/Songwriter ausgezeichnet wurde, wurde mein Weg klar ausgeleuchtet: Zurück in die ehrliche deutschsprachige Songwriterkultur, zurück zu den Anfängen und Texten, in denen sich das Lyrische mit der Rockmusik verband. Die Welten des literarischen und des musischen Schreibens hatten endlich zusammengefunden. Die Acoustic-Gitarre als Basis im Arrangement ist geblieben.

SYNTHESE // So finden Google und Co. heute unter meinem Namen ebenso Literatur wie Musik und Beiträge zur philosophischen Lebenskunst. Im Besten Sinne ist mein Programm also heute hörbare Lebenskunst, die die Tiefen der menschlichen Seele ebenso kennt wie die gleichzeitig so dichten und weiten romantischen Räume der Literatur. Ich bin heute in vielen Feldern zuhause. Die Musik macht sie hörbar. Was in der Kindheit als „fasziniertes Tasten“ begann, sich in der Pubertät zum „Therapeutikum“ entwickelte, darf heute Ausdruck meiner persönlichen Lebensreise sein. Dafür bin ich dankbar.

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